Halbjahresbilanz: Schweizer Automarkt hinkt Europa hinterher
Posted by: Mario Borri
Im Juni 2025 sind in der Schweiz 21'810 neue Personenwagen in Verkehr gesetzt worden. Das sind 3,9 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Die kumulierte Halbjahresbilanz bleibt mit 113’133 Fahrzeugen deutlich unter dem Vorjahresstand von 121’218, was einem Rückgang von 6,7 Prozent entspricht. Auch die Erholung des europäischen Gesamtmarktes vermochte bislang nicht auf die Schweiz abzustrahlen.

Positive Impulse liefert hingegen der batterieelektrische Antrieb: Im Juni wurden 4813 vollelektrische Neuwagen immatrikuliert, was einem Plus von 14,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Kumuliert ergibt sich mit 23’203 Neuzulassungen ein Zuwachs von 8,5 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten von 2024. Dieser vermag jedoch die insgesamt negative Marktentwicklung nicht aufzufangen.
Die Europäische Union hat zuletzt entscheidende Schritte unternommen hat, um ihre Automobilwirtschaft mit einer Flexibilisierung der CO₂-Zielwerte zu entlasten und die Marktentwicklung zu stärken. Dessen Berücksichtigung steht in der Schweiz noch aus. So erlaubt die EU eine mittelfristige Durchschnittsbildung der Emissionen über drei Jahre hinweg, was den Akteuren Erleichterungen und Planungssicherheit bietet sowie eine sanktionsfreie CO2-Zielerreichung ermöglichen soll. Angesichts der wirtschaftlich angespannten Lage der Schweizer Automobilbranche fordert Auto-Schweiz ein selbiges Entgegenkommen auch auf dem Schweizer Markt anzuwenden. Dies zumal das Parlament sich bei der Beratung des CO2-Gesetzes explizit gegen einen «Swiss Finish» ausgesprochen hat.
Im europäischen Umland wachsen mittlerweile die Neuimmatrikulationen. So ist die EU als Ganzes, aber auch unsere Nachbarländer Deutschland und Italien, näher am Vor-Pandemie-Niveau als die Schweiz. In Polen ist der Automarkt bereits wieder grösser. In der Schweiz ist die Situation gegenteilig. Der hiesige Gesamtmarkt erholt sich nicht, sondern schwindet weiter. Mario Bonato, Ökonom von Auto-Schweiz, sagt: «Die europäischen Partner verfolgen mit dem «Aktionsplan für die Automobilindustrie» einen marktrealistischen Ansatz, um die Branche und den Wirtschafts- und Werkplatz Europa gesamthaft zu stärken. Solch starke Signale braucht es nun auch in der Schweiz.»
Ein positives Signal aus der Politik kam mit der jüngsten Annahme des «Rechts auf Laden» des Parlaments. Der Steckeranteil liegt bei 30,5 Prozent. Um die anspruchsvollen Ziele der CO2-Gesetzgebung zu erreichen, braucht es jedoch noch mehr. Thomas Rücker, Direktor von Auto-Schweiz, führt aus: «Die Schweiz steht autowirtschaftlich im Schatten einer ganzen Reihe europäischer Länder, die weitaus wirksamere Instrumente für eine nachhaltige Mobilitätswende einsetzen. Wir brauchen wirtschaftsfreundliche Massnahmen, die entsprechende Anreize setzen – das betrifft etwa die privaten Stromkosten und der weitere Ausbau von Ladeinfrastruktur nebst steuerlich besseren Rahmenbedingungen.»